„Die natürlichen Heilquellen in Franzensbad“

„Die natürlichen Heilquellen in Franzensbad“

vom 20. Februar 2013 bis zum 7. April 2013

Sie können das Programm hier als PDF downloaden.

Bilder von der Vernissage am 20. Febr. 2013

Die Ausstellung im Egerland-Museum Marktredwitz widmet sich der westböhmischen Bäderstadt Franzensbad. Vorgestellt wird zum einen die Geschichte ihrer Heilquellen. Zum anderen erzählen Depot-Schätze des Egerland-Museums vom einstigen mondänen Kurleben. Schließlich erinnern zahlreiche Aquarelle, Zeichnungen und Grafiken des großen Franzensbader Künstlers August Brömse an seinen 140. Geburtstag.

Mitteilungen über die Heilkraft des Quellwassers in der Nähe der Reichsstadt Eger und des kleinen Ortes Schlada gibt es seit Ende des 14. Jahrhunderts. Aufgrund dieser Lage wurde das Quellgebiet zunächst „Egerer Sauerbrunn“, später auch „Schladaer Sauerbrunn“ genannt. Unter Kaiser Franz II. erfolgte 1793 die Neugründung als Kurort „Kaiser-Franzensdorf“, der schließlich in „Franzensbad“ umbenannt wurde.

„Die natürlichen Heilquellen in Franzensbad“ ist eine Dokumentation der Bad Franzensbad AG, die heute für den modernen Kurbetrieb in Franzensbad (Františkovy Lázně) zuständig ist. Auf großformatigen Tafeln sind historische Brunnenanlagen, ihre Quellfassungen und Wasserzusammensetzungen, der Moorabbau und die architektonischen Besonderheiten der Heilbäder, Hotels und Pavillons detailliert vorgestellt.

Postkarte Hotel Holzer

Der Zeitrahmen umfasst die Anfänge des Kurorts im Jahr 1793 bis zur heutigen Entwicklung. Postkarten und Fotos des 19. und 20. Jahrhunderts spiegeln die mondäne Architektur des Historismus und das gesellschaftliche Kurleben wider.

Welche medizinischen Heilanwendungen oder Wellness- und Genießeraufenthalte heute in Franzensbad angeboten werden, bilden den Abschluss der Dokumentation.

Das Egerland-Museum bedankt sich herzlich bei seinen Ausstellungspartnern, der Bad Franzensbad AG und der Galerie Brömse in Franzensbad.

„Die Reise ins Bad“

Ein Blick auf die Schätze in den Sammlungen des Egerland-Museums lässt den Kuraufenthalt in einem westböhmischen Bad lebendig werden. Viele eindrucksvolle originale Hotelplakate der „Lithographischen Anstalt Fexer“ in Wunsiedel werben für exklusive und erholsame Kuraufenthalte in prächtigen Hotels aus der Zeit des Historismus.

Plakat, Lith. Anst. v. Seb. Fexer i. Wunsiedel i. B.

Erinnerungen an internationale und mondäne Kurgäste lässt das Gästebuch des „Hotel Holzer“ wach werden. Ob der König von Sachsen oder eine schöne Prinzessin aus Afghanistan: Sie alle haben sich eigenhändig in das Gästebuch eingeschrieben und mitunter das Herrscherwappen in Miniaturmalerei aufbringen lassen. Die Trinkkur und der Besuch der Badeeinrichtungen bestimmten den Tagesablauf eines Kurgastes. Jedoch zeigen Reiseführer von Franzensbad und Postkartengrüße mit Motiven von verschiedenen Ausflugszielen, dass neben dem „Genesen“ auch das „Genießen“ bei einer Kur nicht zu kurz kam.

Eine nachgestellte historische Werkstatt mit originalem Werkzeug lässt erahnen, welch hohes Maß an handwerklichem Können, Fachwissen und Geduld ein Instrumentenbauer vorweisen muss. Parallel dazu demonstrieren Geigenbauschüler in einer “Gläsernen Werkstatt” an bestimmten Aktionstagen diese einzigartigen historischen Handwerkstechniken und die Wahl der Materialien beim Geigenbau.

Postkarte

„Gedenkbuch Hotel Holzer Franzensbad“.

Eines der wertvollsten Ausstellungsstückeim Bestand des Egerland-Museums ist das „Gedenkbuch Hotel Holzer Franzensbad“. Es präsentiert sich als gediegenes Gästebuch, 270 Blätter mit Goldschnitt, in Leder gebunden, der Einband mit Gold- und Silberprägung verziert.

Gedenkbuch Hotel Holzer, Franzensbad

Der Ersteintrag aus dem Jahr 1884 stammt von König Albert von Sachsen und der Erbprinzessin Charlotte von Sachsen. In den darauffolgenden Jahren wurde das Buch mit 413 Unterschriften von Monarchen, Adeligen und wohlhabenden Bürgern gefüllt: Alles fein mit Feder und Tinte geschrieben. Fürst und Fürstin zu Schwarzberg-Rudolstadt, die im Juli 1894 im Hotel Holzer verweilten, fügten sogar ein handgemaltes Wappen bei.

Anna, Fürstin zu Schwarzburg-Rudolstadt, Juli 1894

1945 wurde der Arzt und Hotelier Dr. Carl Holzer vertrieben. Sein Familienerbe, das Hotel Holzer in Franzensbad, musste er zurücklassen. Nur das Gedenkbuch nahm er mit nach Bad Kissingen. Hier fand er als leitender Arzt im Sanatorium Dapper einen neuen Wirkungskreis. Die Tradition dieses Gästebuchs wurde nun fortgeführt. Von 1950 bis 1955 trugen sich illustre Gäste aus Politik und Wirtschaft mit Dankesworten und Widmungen an Dr. med. Carl Holzer ein.

Dolores, Ulla d´Afghanistam, 3. August 1941

Nach seinem Tod im Jahr 1963 kam das Buch in die Obhut des gleichnamigen Sohnes. Dieser hatte im Jahr 2008 verfügt, dass der wertvolle Familienbesitz im Egerland-Museum Marktredwitz ein neues und endgültiges Zuhause finden sollte.

Dr. med Carl Holzer

„August Brömse – Zum 140. Geburtstag“

Der Künstler August Brömse (1873 -1925) gilt als einer der bedeutenden Wegbereiter des Expressionismus in Europa. Er wirkte ab 1910 als Professor an der Akademie der Künste in Prag. Im Sinne der Kunst war er hier die „modernste“ und voranschreitende Kraft. Seine Schüler verehrten ihn als Vorbild in Ehrfurcht und Dankbarkeit. Zu diesen gehörten auch Professor Richard Fleißner, der Stifter der Egerländer Kunstgalerie Marktredwitz, und Norbert Hochsieder, der „Altmeister“ des Expressionismus unter den Egerländer Künstlern. Das grafische und malerische Werk Brömses ist von einem „leidenschaftlichen Ringen“ um eine Ausdrucksform geprägt. Symbolismus, Expressionismus und Abstraktion sind die Kunststile, die sein künstlerisches Leben und seine Entwicklungsphasen prägten.

“Der gute Hirt”, Holzschnitt
Veröffentlichung der August-Brömse-Gesellschaft

Vielfach beziehen sich seine Bildmotive auf das menschliche Leiden und Schicksal sowie auf die Einsamkeit und Melancholie des Daseins. Er verfolgt diese Themen als ein tief mitfühlender Mensch, der gleichzeitig den Sinn des Leidens und des Opfers sucht. Auch heute noch besitzen die Aussagen seiner Kunstwerke ihre Gültigkeit. Sie verdienen Achtsamkeit und Nachdenken des Betrachters.

Wegbereiter der Modernen Kunst

August Brömse hatte als Grafiker und Zeichner einen besonderen Bezug zur Linie. Sie ist ein wesentliches Gestaltungselement der bildenden Kunst. Über die Linie schreibt der Künstler in einem Akademievortrag:

„Welche Kraft in einer Bewegung steckt, kann nur der begreifen, der ein Kunstwerk daraufhin studiert; eine leichte Verschiebung einer Linie nach rechts oder links ändert die Wirkung sofort, hebt sie auf oder verstärkt sie. Erkennt einmal der Künstler, welche Linie, welche Stärke der Linie, in welcher Neigung er sie gerade bei diesem Werk geben muss, dann hat er die Macht, die Stimmung zu meistern…“

Diese markanten Worte Brömses besitzen einen hohen Stellenwert: Sind sie doch ein Blick voraus, in die Entwicklung der modernen Kunst in Richtung konkreter Kunst.

Golgatha, Aquarell

Seine „künstlerische Heimat“ Franzensbad und Prag

August Brömse erblickte 1873 in Franzensbad das Licht der Welt. Sein Vater Karl Johann Brömse betrieb eine Werkstatt als Dekorationsmaler. Hier absolvierte August Brömse eine Lehre als Dekorationsmaler. Jedoch war es sein Wunsch, eine künstlerische Laufbahn einzuschlagen. 1891 bis 1892 nahm er Zeichen- und Malunterricht an der Privatschule Schlabitz in Berlin. Von 1892 bis 1898 studierte Brömse an der Akademie für Bildende Künste in Berlin. Unter anderem lernte er privat bei Louis Jacoby die Technik der Radierung. Nach dem Studium arbeitete er als freischaffender Künstler zunächst in Berlin, dann in Franzensbad. Sein Atelier befand sich im benachbarten Eger. Im Jahr 1906 übersiedelte er nach Prag und arbeitete dort mit großem Erfolg als freischaffender Künstler. 1907 trat er der Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaft und Kunst in Prag bei. 1910 erfolgte die Berufung zum Professor an der Akademie der Bildenden Künste in Prag. Im gleichen Jahr heiratete er Else Schünemann, eine bekannte Konzertsängerin. 1919 gründeten Künstler aus Brömses Umkreis die Gruppe „Die Pilger“ und wählten ihn zu ihrem geistigen Führer. Wichtige Mitglieder waren neben seinen Schülern Josef Hegenbarth, Emil Helzel und Leo Sternhell sowie Mary Duras und Maxim Kopf. Nach Brömses Tod im Jahr 1925 ging aus dieser Künstlergruppe die Prager Sezession hervor.

Der gute Prophet, Aquarell

Ausstellungen von August Brömse

Neben zahlreichen Einzelausstellungen beteiligte sich der Künstler mit Gemälden und Grafiken an bedeutenden Ausstellungen, beispielsweise:

1902               Große Berliner Kunstausstellung
1903               Ausstellungen in Berlin, Wien und Paris
1904               Ausstellungen in Dresden, Berlin und im Glaspalast in München
1905               Ausstellungen in Prag, München und Karlsbad
1906               Verleihung der großen goldenen Medaille bei der internationalen Kunstausstellung in Paris.
1907/08         Ausstellungen in Prag beim Verein deutscher Künstler in Böhmen
1909               Teilnahme an der 10. Internationalen Kunstausstellung in München
1910               Ausstellung im Kunstsalon Arnold in Dresden
1911               Ausstellung im Österreichischen Pavillon bei der Internationalen Kunstausstellung in Rom
1914               Ausstellung des Deutsch-Böhmischen Künstlerbundes in Prag
1917               Ausstellung im Kunstsalon Halm & Goldmann in Wien Stiche und Radierungen von August Brömse
1922               Sonderausstellung für August Brömse in Prag
1923               Ausstellung des Pilger-Kreises
1925               Ausstellung im Rudolfinum in Prag
1926               Nachlass-Ausstellung im Kunstverein für Böhmen in Prag
1927               Ausstellungen für August Brömse in Wien, Aussig a. d. Elbe und Reichenberg

Erinnerungen an einen großen Franzensbader

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden Werke von August Brömse vielerorts in Deutschland gezeigt:

Stuttgart (1953), Esslingen und Bayreuth (1955),
Bamberg (1956), Regensburg (1957 und 1959),
Berlin (1964), Regensburg, Ostdeutsche Galerie (1978), mit einer bedeutenden Ausstellung über Leben und Werk des Künstlers

Die Egerländer Kunstgalerie Marktredwitz führte 1999 eine Grafik-Ausstellung mit Werken von August Brömse und Richard Fleißner durch. In der Egerländer Kunstgalerie ist August Brömse mit dem Gemälde Prometheus (1910),  einer Leihgabe des Kunstforums Ostdeutsche Galerie Regensburg, vertreten. 2011/12 folgte ebenfalls im Kunstforum Ostdeutsche Galerie die Ausstellung „Schattenseiten – August Brömse und Kathrin Brömse“. Bis zum 07. April 2013 werden in Kooperation mit der Galerie Brömse Franzensbad Grafiken, Zeichnungen und Aquarelle von August Brömse in der Egerländer Kunstgalerie vorgestellt. Sie sind Teil einer Privatsammlung von Herrn JUDr. Pavel Doucha und seiner Gattin Frau Mag. Eva Douchová aus Franzensbad.

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