Erweiterung der Kochkiste

Erweiterung der Kochkiste

Ein neuer Workshop im Egerland-Museum

Der Erfolg des Workshops „Kochkiste“ im vergangenen Jahr und die durchwegs positive Resonanz der Lehrer und Schüler hat das Egerland-Museum dazu bewegt, diese Thematik rund um das Essen in der Vergangenheit auszubauen. Nun ist bereits seit Jahresbeginn ein neues museumspädagogisches Aktionsprogramm erarbeitet worden, das maßgeblich mit Ziel3-Mitteln und Fördergeldern des Deutsch Tschechischen Zukunftsfonds unterstützt wird.
Im Mittelpunkt stehen zum einen die Nahrungsgewohnheiten und Speisen aus dem Egerland und der angrenzenden Gebiete von Oberfranken und Oberpfalz im 19. und 20. Jahrhundert. Dabei wird der Sprung von der Vergangenheit in die Jetztzeit vollzogen, welche durch industrielle Produktionsmethoden geprägt ist. Neben der Historie soll den Schülern auch die Wertigkeit gegenüber einer gesunden Nahrungsmittelerzeugung in der eigenen Region und dem selbst gekochten Essen vermittelt werden. Im Workshop möchten wir den Teilnehmern gesundes Essverhalten und fast vergessene Kochrezepte regionaler Herkunft mit Schwerpunkt auf dem Egerland veranschaulichen.

So gab es für die Klasse 5 A der Mittelschule aus Kemnath in Begleitung von Herrn Böckl, am 22. März 2011 Eintopf aus der Kiste. Neben den obengenannten Workshopinhalten wurden zusammen mit den Schülern die Zutatenlisten der mitgebrachten Getränke für die Pausen des Workshops gelesen und darauf hingewiesen, dass neben viel Zucker auch künstliche  Aromastoffe darin stecken. Das sorgte für so manchen AHA-Effekt und Erstaunen. Zusätzlich wogen die SchülerInnen die Notration eines Grundschulkindes aus der Nachkriegszeit des Zweiten Weltkriegs ab, um festzustellen, dass es bedrückend wenig war, was auf den Tisch kam. Begleitet wurde dieser Workshop vom Bayerischen Rundfunk. Für den Sender Bayern 2  erstellte Herr Riedel einen interessanten Beitrag.

Einen weiteren Schwerpunkt bildet das Thema „Leben aus der Kiste“. Hierbei soll die zweifache lebenswichtige Bedeutung dieses Behältnisses in Notzeiten sowohl als Fluchtkiste als auch als Kochkiste herausgestellt werden. So wurde nicht selten die Fluchtkiste, die bei Flucht und Vertreibung der Egerländer gepackt werden musste, zu einer Kochkiste umfunktioniert. Eine altersgerechte Aufarbeitung geschichtlicher Hintergründe um das Thema „Flucht und Vertreibung aus dem Egerland“ soll die Kinder für die Nachkriegszeit sensibilisieren.

Die Einbindung von Sprachanimation in deutscher und tschechischer Sprache wird zusätzlich angeboten, denn wir erwarten wieder zahlreiche deutsche Schüler mit ihren tschechischen Partnerklassen. Als Kooperationspartner konnten wir auch in diesem Jahr die Ökologische Bildungstätte der Burg Hohenberg gewinnen.

Mit Hilfe von lockeren Spielmethoden, die sich inhaltlich an die Workshopthemen anlehnen, werden so Sprachbarrieren abgebaut und das Interesse für die Sprache des Anderen geweckt. Gearbeitet wird in sprachgemischten Arbeitsgruppen, wobei auf eine Ausgewogenheit der rezeptiven und aktiven Beteiligung der Schüler geachtet wird. Hintergrundwissen wird mit aktivem Handeln verknüpft.

Am 1. März 2011 haben zwei Klassen der  6. und 7. Jahrgangsstufe des Gymnasiums aus dem tschechischen Ostrov (Schlackenwerth) und des Reinhardt-Gymnasiums aus Hof dieses Workshopangebot genutzt und so manche tschechische bzw. deutschen Wörter oder Redewendungen gelernt. Unterteilt in drei Gruppen lernten die jungen Leute z.B. die Funktionsweise der Kochkiste kennen und das man einen Hammer bzw. kladivo braucht um eine Kochkiste zu bauen. Eine andere Gruppe kochte eine Kartoffelsuppe und wurde auch hier von Sprachanimateuren begleitet. Und einige der Schüler tätigten einen Einkauf von tschechischen oder deutschen Lebensmitteln, die als leere Verpackungen in einer Art Einkaufsladen bereit standen. Ausgestattet mit einer tschechischen Einkaufsliste sollten die deutschen Schüler die zugehörigen Produkte finden und ebenso hatten die tschechischen Schüler die Aufgabe deutsche Lebensmittel „einzukaufen“. Nach diesem ersten Teil präsentierten die Workshopteilnehmer das Gelernte aus der Gruppenarbeit. Anschließend erfolgte eine allgemeine Sprachanimation mit vielen Spielelementen und parallel dazu erhielten die Schüler Informationen zu Ernährungsgewohnheiten früher – speziell im Egerland des 19. Jahrhunderts – und zum Ernährungsverhalten heute, welches oft von Fast-Food und stark künstlich veränderten Lebensmittel  gekennzeichnet ist. Ziel war es hier einen Mittelweg zu finden. Es wurde nach konkreten Beispielen gesucht, wie ein Beitrag zum Umweltschutz geleistet werden kann, ohne finanziell zu stark gefordert zu werden. So kann man eben Eier aus Freilandhaltung bzw. – Bioeier statt Bodenhaltung kaufen. Oder man kauft beim nahgelegenen Bauern im Hofladen sein Gemüse und Milchprodukte. Es wurden also wertvolle Tipps für verantwortungsvolles Konsumieren gegeben. Den Kindern können wir so vermitteln, dass wir als Verbraucher den Markt mitbestimmen und die Verantwortung auch beim Verbraucher liegt. Das gemeinsame Essen der Kartoffelsuppe bildete den Abschluss eines sehr abwechslungsreichen und anregenden Workshops.

Besuch hatten wir an diesem Termin von der Oberbürgermeisterin Frau Dr. Seelbinder und auch von Reportern der Frankenpost und des Neuen Tag, sowie eines Filmteams des Oberfranken TV, die sich vor Ort ein Bild vom Workshop Kochkiste machten.

Anmeldungen für den Workshop Kochkiste nehmen wir gerne telefonisch entgegen. Sie erreichen uns unter der Nummer 09231 / 39 07.

Weitere Impressionen: