Die Kochkiste

“Geborgen und verborgen” – Juni 2010

Gesucht und noch nicht gefunden: Die Kochkiste

Lang, lang ist es her. Das Garen in der Kochkiste.

Einige Leser werden sich noch an sie erinnern können. Doch ein Großteil wird sich fragen: Kochkiste? Was soll das sein? Ein Zauberkasten? Zauberkasten kommt der Sache schon recht nah:

Kochkisten wurden mit Heu, Holzwolle, Zeitungen oder ähnlichen Materialien ausgekleidet, die schlechte Wärmeleiter sind und deshalb die Temperatur in der Kiste lange halten. Das machte die Kisten zu Energie und Arbeitszeit sparenden Helfern. Die Mahlzeit wurde in einem Topf auf dem Herd aufgekocht und dann in die Kiste gestellt. Das weitere Garen übernahm nun die Kiste. Es konnte nichts anbrennen oder verkochen. Die vereinfachte Methode war, den Topf in eine Wolldecke zu hüllen und dann ins Bett zu stellen. Wie man bereits bei Wilhelm Busch sieht.

„Abenteuer eines Junggesellen“

„Jetzt eröffnet er das Bette. Der Familienlagerstätte. In dem Bette, warm und schön, Sieht man eine Schale stehn. Nämlich dieses weiß ein jeder: Wärmehaltig ist die Feder. Hat man nun das Mittagessen Nicht zu knappe zugemessen, Und, gesetzt den Fall, es wären Von den Bohnen oder Möhren Oder, meinetwegen, Rüben Ziemlich viel zurückgeblieben, Dann so ist das allerbeste, Dass man diese guten Reste Aufbewahrt in einem Hafen, Wo die guten Eltern schlafen, Weil man, wenn der Abend naht, Dann sogleich was Warmes hat.“

Nebeneffekt war natürlich ein warmes Bett.Das Bett als Nebenstelle des Herdes muss durchaus nicht ausgedient sein. Auch wenn mancher Leser sicherlich ästhetische Einwände hat. Aber Not macht erfinderisch. Auch heutzutage wird Energie wieder zu einem kostbaren Gut.

Der Name des geistreichen Erfinders dieser Kiste ist bis heute unbekannt geblieben. Vielleicht haben arme Leute den Topf mit Suppe oder Eintopf schnell im Schrank versteckt, um ungeladenen Gästen nichts anbieten zu müssen? Sobald die Störenfriede verschwunden waren, holte man den Topf wieder hervor Man stellte überrascht fest, dass die Mahlzeit fertig war – und dazu überaus wohlschmeckend!

Das Bild wurde uns freundlicherweise vom Museum Eckernförde zur Verfügung gestellt.

In Deutschland wurde die Kochkiste in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts im Rahmen der Wohlfahrtspflege eingeführt. Sie sollte das Leben der Arbeiterfamilien verbessern. Man kochte die Mahlzeit auf und konnte stundenlang das Haus verlassen, um beim Zurückkommen eine fertig gegarte Mahlzeit vorzufinden. Kochkisten wurden meist selbst gebaut. Es gab zwar industriell gefertigte Apparate, aber die waren für die ärmere Bevölkerung unerschwinglich. Während des Ersten und Zweiten Weltkriegs wurden die Kochkisten propagiert „zur Stärkung der Bevölkerung“. Sie halfen nicht nur Energie zu sparen, sondern machten auch minderwertige Lebensmittel genießbarer.

Wir wollen nun die alte, energiesparende Methode wieder ins Leben rufen und im Zuge der Museumspädagogik mit Kindern Kochkisten bauen und nach Rezepten aus alter Zeit kochen. Was uns noch fehlt, sind Anschauungsstücke, Erfahrungsberichte und  Rezepte.

Über Rückmeldungen unter 09231/3907 würden wir uns sehr freuen.

Andrea Martens
Egerland-Museum

Öffnungszeiten:

Dienstag bis Sonntag, von 14:00 bis 17:00 Uhr