Das Strumpfband

“Geborgen und verborgen” –  April 2011

Das Strumpfband

Ob Kate Middleton bei Ihrer Hochzeit mit Prinz William ein blaues Strumpfband trug, wird ein Geheimnis der Braut bleiben. Der aus England stammende Brauch “Etwas Altes, etwas Neues, etwas Geliehenes, etwas Blaues und ein Glückspfennig im Schuh” bei der Brautbekleidung zu integrieren, hat sich auch bei uns zu einer beliebten Hochzeitstradition entwickelt.

Verbindet man heutzutage das Strumpfband als traditionelles, blaues Accessoire in der Brautmode, so erfüllte das Strumpfband oder das Knieband bis zur Erfindung der halterlosen Strümpfe einen praktischen Zweck: Es sollte den Strumpf am Herunterrutschen hindern. Ursprünglich war das Strumpfband ein einfacher Stoffstreifen, der über einem Strumpf um das Bein gebunden und mit einer Schleife verschnürt wurde. Je nach Strumpf konnte das Strumpfband unter oder über dem Knie getragen werden. Auch Männer benutzten lange Zeit Strumpfbänder oder auch Strumpfgürtel. Sie hielten ihre halblangen Socken mit einem “Kniegürtel” fest. Die Sockenhalter der Männer bestanden aus Gummiband oder einem sogenannten „Gummigrip“, der den oberen Rand des Sockens seitlich fasste. Mit Verschwinden der langen Strümpfe aus der Herrenmode im 19. Jahrhundert, entwickelte sich das Strumpfband zu einem rein weiblichen Kleidungsbestandteil.

Halter für Herrenstrümpfe, Herbstpreisliste Berlin 1904/05
In: Junker, A. und Stille, E., Zur Geschichte der Unterwäsche 1700-1960, Frankfurt am Main, 1988, S. 274.

1858 definiert  Krünitz’ Enzyklopädie das Strumpfband: “Knie-Band, Strumpfband (…), ein Band, womit man die Strümpfe über oder unter dem Knie fest zu binden pflegt, damit sie sich nicht falten, sondern an den Beinen desto fester und glatter anliegen. Man hat dergleichen von allerley Materie, als von Wollen-, Baumwollen- oder Leinen-Garne, oder auch von Seide, Silber und Gold. Bisweilen werden auch die Knie-Bänder mit Schnallen versehen, da sie denn gemeiniglich Knie-Gürtel, und wenn sie von Leder sind, Knie-Riemen heißen.” Zudem schreibt er über das Aussehen des weiblichen Strumpfbandes: “Das Frauenzimmer hat theils gestrickte, theils gewirkte, theils genähete, oder von Damast, Atlaß, u.d. gl. zusammen genähete und gefütterte Bänder, womit sie sich die Strümpfe unter den Knien fest zu binden pflegen. Manche tragen sie reich, um die Ränder mit Gold und Silber gestickt, auch mich Hexen-Stich genähet. Einige bedienen sich auch der Knie-Tressen mit Schnällchen. (…)”.

Werbeanzeige für Strumpfhalter, Herbstpreisliste Berlin 1904/05
In: Junker, A. und Stille, E., Zur Geschichte der Unterwäsche 1700-1960, Frankfurt am Main, 1988, S. 274.

Auch im Bestand des Egerland-Museums befinden sich einige dieser Wäschestücke. Ein besonders schönes Strumpfbänderpaar um 1920 (Inv.Nr. 10027) zeigt eine Gobelinstickerei aus farbigem Wollgarn. Auf Baumwollhintergrund sind beide Bänder mit Monogrammstickerei “M” und “K” (Margarete Kleisinger) und Blumenmotiven aufwendig verziert. Zwei seitlich angesetzte Wäschebänder aus schwarzem Leinen dienen zum Binden der Strumpfbänder.

Strumpfbänder
Monogrammstickerei, um 1920, Inv,-Nr. 10027
Bestand des Egerland-Museums Marktredwitz

Ein weiteres Strumpfband aus dem Textildepot ist aus Stramin gefertigt und mit rotem Leinenstoff gefüttert (Inv.Nr. 871). Das Band, verziert mit einem gestickten Blumengirlandenmotiv, wurde von der Urenkelin der Trägerin Anna Nistler gespendet.

Strumpfband
Blumenstickerei auf Stramin, Inv.Nr. 871
Bestand des Egerland-Museums Marktredwitz

Mit der Herstellung der Strumpfbänder aus elastischen Stoffen, mussten die Bänder nicht mehr geschnürt werden und hielten von sich aus am Bein. Bereits in den frühen 80er Jahren des 19. Jahrhunderts machten die Modezeitschriften Vorschläge für gesunde Strumpfhalter, schmale Gürtel mit zwei Hängestrumpfbändern, die über dem Korsett angelegt wurden. Dennoch war das “ringförmige Gummistrumpfband” noch um 1920 gebräuchlich, wenn auch nicht allzu verbreitet. Erst mit der Erfindung der halterlosen Strümpfe verlor dass Strumpfband seine Haltefunktion und entwickelte sich zu einem rein modischen Accessoire.

Carola Reul M.A.
Egerland-Museum Marktredwitz

Öffnungszeiten:
Dienstag bis Sonntag, von 14:00 bis 17:00 Uhr