Südliche Freude – Kunstwerk des Monats August 2002

Egerländer Kunstgalerie Marktredwitz

Südliche Freude - Kunstwerk des Monats August 2002

Südliches Lebensgefühl

Die Grafik Südliche Freude, 2000, Farb-Kreide, 18 x 12 cm ist ein Exponat der Sonderausstellung im Grafik-Kabinett der Egerländer Kunstgalerie, die unter dem Titel Kunst & Buch – Grafik von Helmut Hellmessen zur Zeit stattfindet. Nach der Sonderausstellung im Jahr 2000 mit Grafiken von Josef Walter Hermann ist es die zweite Sonderausstellung, die einem lebenden Egerländer Künstler in der neuen Kunstgalerie im Egerland-Kulturhaus gewidmet ist. Mit 77 Jahren kann der Künstler auf ein reiches künstlerisches Schaffen, das von der Zeichnung und Grafik geprägt ist, zurück blicken. In seinem Atelier in Maintal bei Frankfurt wurde vor kurzem die Katalogisierung seiner Arbeiten in 36 Bänden mit 6.000 Zeichnungen und Grafiken abgeschlossen. Inzwischen sind wieder zahlreiche neue entstanden. Mit der Kreidezeichnung Südliche Freude drückt der Künstler, wie in vielen Zeichnungen, seine ungebändigte Lebensfreude aus. Die fast plakative Farbenkomposition gibt der Grafik eine frohe und optimistische Note. Sie erinnert an Sand und Meer, an Sonne und helle Nächte, an Weite und Enge, wie wir sie in dem mediterranen Raum im Süden erleben. In der Darstellung wird Gegensätzliches festgehalten und zu einer Einheit zusammengefügt. Mit übermalenden schwarzen Strichen wird der Eindruck erweckt, als sei das Ganze ein Blick aus dem Fenster auf eine Landschaft, die von den kräftigen Farben des Südens geprägt wird. Die Andeutung des Fensterkreuzes wirkt jedoch, als ob das Zeichen des Kreuzes über der Landschaft, in der die Farben explodieren, liegt und einen Gegensatz zu der Freude der Farben bildet. So reiht sich dieses kleine Kunstwerk in die großen Linien, die im Schaffen von Helmut Hellmessen zu erkennen sind, ein. Leben und Tod, Freude und Schmerz spiegeln sich in dem Dargestellten und werden zu einer Synthese zusammengeführt.

Diese intensive Auseinandersetzung mit dem Gegensätzlichen wird in der Sonderausstellung versucht darzustellen. Aus ihr ist auch ablesbar, wie Hellmessen viele Techniken meisterhaft beherrscht und mit welcher Lust er sie einsetzt, um dem Gestalt zu geben, was ihn bewegt. Dabei spielen die antike Götter- und Heldensagen eine wichtige Rolle genau so wie die Themen Vertreibung und Gewalt, Lust am Leben und der menschliche Körper, Mensch und Landschaft, Bilder der Städte. Die Exponate aus den verschiedenen Schaffensperioden zeigen den ganz eigenen Stil, den Hellmessen für sich gefunden hat. Neben dem Akribischen der Zeichnung steht das, was als Spontanes wirkt, jedoch in der Komposition und der Wirkung auf den Betrachter wohl überlegt ist. Damit verfügt Hellmessen über hervorragende Voraussetzungen für Illustrationen und für bildhafte Erzählungen, wie sie in den zahlreichen Buchwerken (50) enthalten sind, die ihre Existenz seinem Wirken verdanken.

Helmut Hellmessen ist 1924 in Karlsbad geboren. Nach Kriegsdienst, Zwangsarbeit und Vertreibung aus der Heimat Studium an der Werkkunstschule in Offenbach und 1953 Staatsexamen. Seit 1957 ist Hellmessen freiberuflich als Grafiker und Maler tätig. Er lebt seit 1964 in Maintal bei Frankfurt/Main. Seit 1985 ist er Dozent an der Sommer-Akademie Moosburg in Kärnten. Helmut Hellmessen beteiligt sich an zahlreichen Ausstellungen im In- und Ausland und erhält Einzelausstellungen. Die Zahl der Ausstellungen wird mit 360 angegeben. Er leitet die Gruppe bildender Künstler im Arbeitskreis Egerländer Kunstschaffender e.V. 1987 wird er als Ordentliches Mitglied der Sudetendeutschen Akademie der Wissenschaften und Künste berufen. 1981 Sudetendeutscher Kulturpreis für Bildende Kunst, 1993/94 erscheint das Buch Wir, in dem 18 sudetendeutsche Künstler, darunter Helmut Hellmessen, dargestellt sind. Werke von Helmut Hellmessen befinden sich in zahlreichen Museen. 1998/99 wirkt er am Aufbau der Egerländer Kunstgalerie Marktredwitz maßgeblich mit großem Einsatz mit.

HAvL