42/05 L – Kunstwerk des Monats April 2006

Egerländer Kunstgalerie Marktredwitz

42/05 L - Kunstwerk des Monats April 2006

Neue Ästhetik und Anleitung zur Meditation

Als Kunstwerk des Monats stellen wir das Gemälde vor, das der Grafiker und Maler Kurt Teuscher (* 1921 in Radonitz) der Kunstgalerie neu als Leihgabe zur Verfügung gestellt hat. Es ist erst im Jahr 2005 entstanden und trägt die sehr  nüchterne  Bezeichnung 42/05 L, 2005, Acryl auf Leinwand, 120 x 80 cm. Das Gemälde ist der konkreten Kunst zuzuordnen, deren Entwicklung vor etwa 80 Jahren begann, also  so alt ist, wie der Künstler selbst.

Das Gemälde wird beherrscht von einer leuchtend blauen Fläche in recht- eckiger Form, die am Bildrand links beginnt und sich in der Breite über vier Fünftel des Bildes erstreckt. Ein Fünftel des Bildes am rechten Bildrand wird von einem tief schwarzen streifenartigen Rechteck begrenzt. Am oberen rechten Eck der schwarzen Fläche geht ein Zwanzigstel des Streifens in Weiß über. Am unteren Rand des blauen Rechtecks schließt bis zum Bildrand ein leuchtend roter Streifen bis zum schwarzen Rechteck an. Durch den schwarz/weißen Streifen am rechten Bildrand und den roten Streifen am unteren Bildrand erhält das Gemälde eine dreidimensionale Aussage: Die blaue Fläche steht im Vordergrund, die schwarze Fläche bildet einen kleineren Hintergrund und die blaue steht auf dem roten Streifen wie auf einem Sockel.

Das Ganze wirkt auf den ersten Blick rein geometrisch und in der Linienführung nur penibel. Der Raumeindruck bringt aber eine spürbare Spannung in das Bild und verstärkt damit zugleich den Eindruck von Harmonie, Ordnung und Ruhe, die von den geometrischen und farbintensiven Flächen ausgeht.

Kurt Teuschers Werke können, wie Gerhard Leistner, Konservator im Kunstforum Regensburg, in einer Monographie über den Künstler ausdrückt, menschliche Stimmungen assoziieren:  einerseits Ordnung, Ruhe und Harmonie und andererseits Momente der Überraschung, der Gegensätze und Spannungen. So wirken die Werke in einer neuen Ästhetik und regen zur Meditation an.

Die konkrete Kunst entwickelt sich in den 1920er und 1930er Jahren, weil die Künstler eine neue Bildsprache suchten, die bewusst einen Gegensatz zu der bis dahin dominierenden gegenständlichen Darstellung bilden sollte. Diese Bildsprache sollte sich nicht mit der Abstraktion begnügen. Sie bediente sich Mitteln, die allgemein verständlich und für die verschiedenen Kulturen der Völker verbindend sein sollten. So wurden Linien, Farben, Flächen, Räume als autonome künstlerische Mittel eingesetzt. Die Vielfalt kennt keine Grenzen. Das „Lesen“ der Werke der konkreten Kunst wird zu einer sinnlichen Erfahrung in der Wahrnehmung von Farben und Linien und Flächen. Allerdings erschließt sich diese Bildsprache dem Betrachter nur dann, wenn er sich zwang- und vorurteilslos auf einen Dialog mit dem Werk einlässt. Eugen Gomringer, der die Konkrete Kunst theoretisch begleitet und sie seinem Institut in Rehau präsentiert, hat ihr die Konkrete Poesie hinzugefügt.

Kurt Teuscher beginnt nach Krieg, Gefangenschaft, Verlust der Heimat und einem Studium an der Werkkunstschule Wiesbaden (1949 – 1953) als Gebrauchsgrafiker in Hamburg, Köln und Frankfurt/Main. Seit 1982 arbeitet er als freischaffender Künstler zunächst in Weilheim und Regensburg und seit einigen Jahren in Selb. Seit 1994 nimmt er an den internationalen Symposien in Okuninka teil. 1995 erhält er den Kunstpreis des Landkreises Dillingen. Seit 1999 ist er mit zwei Werken (Leihgaben) in der Egerländer Kunstgalerie vertreten. Seine Werke befinden sich in zahlreichen öffentlichen und privaten Sammlungen, auch in USA, Polen und den Niederlanden.

Seit 1990 werden für Kurt Teuscher zahlreiche Einzelausstellungen, auch in Frankreich und Tschechien, durchgeführt. Er gehört der Künstlergilde Esslingen, dem Kunstverein Hochfranken, dem Arbeitskreis Egerländer Kulturschaffender, dem Kunst- und Gewerbeverein Regensburg und dem BBK Niederbayern/Oberpfalz an. Werke des Künstlers befinden sich in den Museen für Konkrete Kunst in Ingolstadt, Erfurt und Hünfeld sowie in Chelm und Swieradow Zdroj (Polen), außerdem u. a. in Bayerische Staatsgemäldesammlung München, Bayernwerke München, Kunst- und Gewerbeverein Regensburg, Onlinegalerie Birner Regensburg, Stadt Weilheim, Wertingen und  Weiden Oberpf., Universitätsklinikum Regensburg, Stadtsparkasse Regensburg und in privaten Sammlungen. 2006 stellt er das beschriebene Gemälde zusätzlich als Leihgabe der Egerländer Kunstgalerie zur Verfügung.

Hans-Achaz v. Lindenfels