Das verschwundene Egerland

Sonderausstellung im Egerland-Museum Marktredwitz
vom 21. August 2008 bis 30. November 2008

Das verschwundene Egerland

Die Ausstellung „Das verschwundene Egerland“ dokumentiert die Veränderungen einer über Jahrhunderte gewachsenen Landschaft nach 1945. Die Dokumentation konzentriert sich räumlich auf den ehemaligen politischen Bezirk Eger rund um die Orte Eger, Franzensbad, Wildstein, Schönbach und Fleißen.

Die Folgen der Vertreibung der überwiegend deutschsprachigen Bevölkerung verwandelten nach dem Ende des Zweiten Weltkriegsdas einstige Egerland in kurzer Zeit in ein fast entvölkertes Grenzgebiet. Damals bildete sich ein neuartiges Szenario, das bislang im modernen Europa nahezu unbekannt war: Es entstand ein verwüsteter, fast menschenleerer Raum an der Grenze zum heutigen Bayern. Die mehr oder weniger koordinierten Besiedlungswellen, die seitens des tschechoslowakischen Staats nach 1945 unternommen wurden, konnten nur etwa die Hälfte der Einwohnerzahl der Vorkriegszeit erreichen. (ca. 35.000). Die Versuche vieler neuer Siedler in den ländlichen Gebieten des Egerlandes sesshaft zu werden und sich hier eine neue Existenz aufzubauen, endeten nach 1948 mit der Kollektivierung. Verwaiste Schulen, baufällige Kirchen und geschlossene Gasthöfe wurden zu einer gängigen Begleiterscheinung der entvölkerten Ortschaften. Einige Dörfer an der Grenze wie Boden, Wies, Rathsam oder Fischern erhielten nicht einmal mehr neue tschechische Namen. Sie wurden von den Grenzsoldaten dem Erboden gleichgemacht. Die einzige Antwort auf die verlassenen Dörfer waren kosmetische Eingriffe in die Verwaltungsstruktur. Von den ursprünglich 61 selbstständigen Gemeinden wurden bis 1980 50 amtlich aufgelöst. So wurde bis 1990 eine Vielzahl von Dörfern und Ortschaften völlig zerstört. Sie sind nur noch auf alten Landkarten und Fotografien zu finden. Die Ausstellung versucht dokumentarisch in Wort und Bild dieses Gedächtnis zu bewahren.

Die vergleichenden Ansichten vor und nach dem 2. Weltkrieg dokumentieren die Zerstörung und den Verfall des Dorfes Pograth, das sich einst in der Nähe von Eger befand. Es steht stellvertretend für eine Vielzahl von Dörfern im Egerland, die heute nicht mehr auf der Landkarte zu finden sind.


Der Weg zum Schloss von Pograth 1935.


Dieselbe Perspektive im Jahr 2005.

Das Bezirksmuseum Eger (Krajské muzeum Karlovarského kraje, Muzeum Cheb), hat im Jahr 2007 die Ausstellung „Das verschwundene Egerland“ in Zusammenarbeit mit der Alois John Gesellschaft vorbereitet und durchgeführt. Als Wanderausstellung ist sie vom 21. August bis zum 26. Oktober im Egerland-Museum Marktredwitz zu sehen.


Das Gemeindehaus von Pograth um 1935…


… und was heute davon übrig geblieben ist.

Ein illustriertes zweisprachiges Begleitbuch zur Ausstellung von Jaromír Boháč und Roman Salamanczuk wird den Besuchern angeboten. Die Sonderausstellung im Egerland-Museum Marktredwitz wird gefördert mit Mittel der Europäischen Union aus dem Programm Ziel 3.


Der Blick vom Schloss Pograth im Jahr 1960 zeigt bereits starke Zerstörungen im Dorf.


2005 ist von einer gewachsenen Kulturlandschaft nichts mehr vorhanden.