Eckkastenkrippe

“Geborgen und verborgen” – Dezember 2008

“Eine Krippe für die Stubenecke”

Erste Anfänge

Frühe Wandmalereien des 4. Jahrhunderts bezeugen die Geburt Christi. Eine erste Verehrung ist für das 7. Jahrhundert in Rom belegt. Hier wurde in der Kirche Santa Maria Maggiore ein Steinpartikel aus der Geburtsgrotte in Bethlehem als Reliquie aufbewahrt und ein einfacher hölzerner Trog aufgestellt. Ein grundlegender Versuch, das Geheimnis der Geburt Christi verständlicher darzustellen, stammt vom Heiligen Franziskus. Er feierte im Jahr 1223 die Heilige Nacht nicht in der Kirche, sondern inszenierte das Geschehen im Wald von Greccio. Gerne wird der Heilige als “Erfinder” der Weihnachtskrippe bezeichnet, was aber keineswegs zutrifft. Vielmehr ist diese Darstellung als “neues” liturgisches Schauspiel zu verstehen.

Die Entwicklung der Krippe

Ausschlaggebend für die Verbreitung der Krippen war das Konzil von Trient (1545 – 1563). Danach sollten die Mysterien des Glaubens auf bildhafte Weise vermittelt werden. Das Volk sollte schauen und bewundern. Die Jesuiten setzten diese Forderung in die Tat um. Frühe Kirchen-Krippen wurden 1559 in Köln, 1560 in Portugal oder 1562 in Prag aufgestellt. In der Folgezeit entstanden zahlreiche Jesuiten-Krippen auch in Übersee. Gleichzeitig sind vereinzelt private Krippen des Adels überliefert. Künstler wurden für den Krippenbau angeworben. Etwa ab 1750 hielten Krippen Einzug in bürgerliche Wohnungen. Jetzt übernahmen versierte Handwerker, aber auch geschickte Laien den Krippenbau. Wie in den übrigen Ländern der böhmischen Krone ist die Geschichte der Krippe eng mit der Missionstätigkeit des Jesuitenordens verknüpft. Vermutlich dürfte bereits im Jahr 1629  eine erste Krippenszene in der Niklaskirche in Eger installiert worden sein. Ab 1638 ist hier ein ständiger Krippenbrauch bzw. eine Kirchenkrippe belegt.

Krippenverbot und die Folgen

Die Anhänger der Aufklärung reduzierten gegen Ende des 18. Jahrhunderts das kirchliche Brauchtum. Es hieß, die Krippe sei kindlich und unvernünftig und stehe dem wahren Glauben im Weg. So erließ beispielsweise Joseph II. ein generelles Krippenverbot. Die auflehnende Haltung des Volkes bewirkte bis 1823 die Aufhebung der Verbote. Jetzt entstand für private Haushalte ein großer Bedarf an Krippen, was im Verlauf des 19. und 20. Jahrhunderts zu Massenproduktionen führte.

Eine Rarität im Egerland-Museum

Bemerkenswert für das Egerland waren die häufig anzutreffenden und von ihrer Form her vielfältigen Kastenkrippen. Sie werden im Volksmund auch als so genannte „Faulenzerkrippen“ bezeichnet, da man nur einmal eine Krippenszene meist in Verbindung mit einem abgestuften Krippenberg in einen verglasten Kasten setzte. Die Figuren haben also ihren unverrückbaren festen Platz in einer eng begrenzten Landschaft. Sie wurden aus unterschiedlichsten Materialien geformt. Teils bildeten sich regionale Besonderheiten heraus, wie beispielsweise die Kastenkrippen mit kleinen bemalten Porzellanfiguren in der Gegend um Elbogen und Schlaggenwald oder die winzig kleinen, aus Pfaffenhütchenholz geschnitzten Krippenfiguren aus Königsberg an der Eger. Heute nur noch selten anzutreffen sind Krippenfiguren, die aus einer Art Brotteig und mittels Modelformen gedrückt, getrocknet und farbig bemalt wurden. Eine zwar sehr preisgünstige, wenngleich nicht lange haltbare Variante. Feuchtigkeit und Wurmfraß konnten in wenigen Jahren den kleinen Kunstwerken den Garaus machen. Umso erfreulicher ist die Tatsache, dass vor einigen Jahren ein derart seltenes Objekt den Weg aus dem Kunsthandel in das Egerland-Museum fand. Es handelt sich um eine sogenannte Eckkastenkrippe. Der Name verdeutlicht bereits, dass dieses Gehäuse aufgrund seiner Form besonders für beengte Wohnverhältnisse bestens geeignet war, ließ sich die Kastenkrippe doch platzsparend in einer Stubenecke unterbringen.

Eckkastengrippe aus dem Egerland

Dichtes Gedränge herrscht um den Geburtsstall mit der Heiligen Familie: Links warten die Heiligen drei Könige mit ihren Geschenken auf. Unzählige weitere Gabenbringer, Hirten, Musikanten mit Schalmei oder Dudelsack, verschiedene Tiere und schließlich der Verkündigungsengel besetzen den Krippenberg, der in der Stadt Jerusalem gipfelt. Der spitz zulaufende Hintergrund ist mittels Wasserfarben-Malerei als orientalische Landschaft angelegt. Alles in allem ein lebendiges buntes und überaus reichhaltiges ikonografisches Programm auf engstem Raum. Brot- bzw. Teigfiguren dieser Art waren unter anderem sowohl im Erzgebirge, als auch wie in diesem Fall in der Gegend um Příbram, das etwa 60 Kilometer südwestlich von Pilsen liegt, verbreitet. Hier befindet sich in der Nähe der Heilige Berg mit seiner Marienwallfahrtsstätte.