Rollenspiele und Sprachanimation

Schüler führen Schüler – Rollenspiele und
Sprachanimation im Egerland-Museum!

Der interaktive Workshop „Schüler führen Schüler“ ist zurzeit der „Renner“ der Museumspädagogik im Egerland-Museum. Die Museumsfachleute haben es sich zum Ziel gesetzt, typische Themenbereiche der Dauerausstellung wie

Karlsbader Sprudelstein,
Handschuhmacherei in Abertham,
Egerländer Federbilder oder
die traditionelle Hochzeit im Egerland

spielerisch zu vermitteln. Begonnen wurde damit schon im Sommer 2009, als zwei 6. Klassen des Luisenburg Gymnasiums Wunsiedel zur „Generalprobe“ ins Museum kamen. Jowita Maciejewski, die an der Planung und Umsetzung beteiligt war, konnte seit Anfang 2010 im Rahmen eines grenzüberschreitenden EU-Projekts die Weiterentwicklung und Koordination dieses anspruchsvollen museumspädagogischen Projekts übernehmen. Hierbei ist vor allem ein straffer und zugleich „lockerer“ Ablauf gefragt, der den Schülern noch genügend Freiraum für Kreativität lässt. Diese interne „Museumslogistik“ ist sehr wichtig, handelt es sich doch um Ganztagsprogramme mit jeweils 50 bis 60 Jugendlichen aus Deutschland und Tschechien – und das noch in Kombination mit Sprachanimation. Damit geht das Egerland-Museum längs der deutsch-tschechischen Grenze einen neuen und bislang einzigartigen Weg in der Museumsarbeit.

Als Thema erfreut sich die „Egerländer Hochzeit“ großer Beliebtheit. Wie lernten sich vor 150 Jahren Egerländer Paare kennen, welcher Aberglaube spielte dabei eine Rolle? Warum galt das Anschneiden eines Brotes als Ehebarometer und bekam die Braut tatsächlich die Oberherrschaft in der Ehe, wenn sie dem Bräutigam vor dem Altar auf den Fuß trat? Wie lief der traditionelle Hochzeitszug ab und was kam alles auf den Kammerwagen der Braut?

Auf diese Fragen suchten Schüler aus der Klasse 4 der Dr.-Franz-Bogner Grundschule Selb und der Klasse 6 der Volksschule aus Pardubice am 3. März 2010 Antworten.

Teilnahme der Dr.-Franz-Bogner Grundschule aus Selb (4. Klasse) und
einer gemischten Klasse der Volksschule Pardubice.

Und auch am 18. März hatte das Egerland-Museum Besuch von wissbegierigen Kindern und Jugendlichen aus der 6. Klasse der Hauptschule Bindlach und einer gemischten Partnerklasse aus Meierhöfen (Dvory) bei Karlsbad. Als weitere Gruppe konnten wir am 23. März die Schüler der neunten Klassen des Gymnasiums aus Marktredwitz und Prag begrüßen. Am 25. März 2010 werden Grundschüler der Klasse 4 aus Dörfles-Eßbach und eine gemischte Gruppe mit Schülern der vierten bis sechsten Jahrgangsstufe der Volksschule aus Falkenau (Sokolov) erwartet. Voraussichtlich dürfen wir im Mai als Workshopteilnehmer Schüler der  sechsten Klasse der Erich-Kästner-Schule Marktredwitz und ihrer Partnerklasse aus Eger willkommen heißen. Weitere aufwändige museumspädagogische Aktionen dieser Art sind für den Sommer im Egerland-Museum geplant.

Die Sprachanimateurinnen Frau Mantel und Frau Hubackova teilen die große Gruppe in vier Kleingruppen in tschechischer Sprache.

Wer dem emsigen Treiben im Egerland-Museum zusieht, ist erstaunt, welche Dynamik sich entwickelt. Um die Sprachbarrieren zwischen den deutschen und den tschechischen Teilnehmern des Workshops abzubauen, werden zunächst alle Schüler in sprachlich gemischte Gruppen aufgeteilt. Nach einem fest einzuhaltenden Zeitplan findet immer wieder ein Wechsel der Gruppen statt. So gestalten die Sprachanimateurinnen Lucie Piksova, Lenka Hubackova, Gabriela Havlikova und Lucie Mantel zunächst für eine Gruppe ein Warming-up, während eine andere zeitgleich an einem geführten Rundgang durch das Egerland-Museum teilnimmt.

Kurzführung durch die Dauerausstellung.

Schließlich befassen sich alle Gruppen mit den vielfältigen Themen zur „Egerländer Hochzeit“. Dabei kommt es immer wieder zu einem witzigen Wechselspiel zwischen den Jugendlichen und den Sprachanimateuren: Eine Möglichkeit die „Materie“ spielerisch zu vermitteln und zum kreativen Teil, den Rollenspielen in deutscher und tschechischer Sprache überzuleiten. Dabei sind der Fantasie der deutsch–tschechischen Gruppen keine Grenzen gesetzt. So versucht sich der Eheteufel zwischen ein Brautpaar zu drängen, um Unfrieden in die Ehe zu bringen. Oder ein traditioneller Hochzeitszug wurde nachgestellt. Der Kammerwagen in Form eines Leiterwagens rollte über den Boden des Foyers zur Kunstgalerie und die Mitgift der Braut wurde zur Schau gestellt – natürlich mit so einigen Pannen.

Aufführung der Gruppe Kammerwagen.
Ja oder nein? Gehören Tassen in den Kammerwagen der Braut  bei einer Egerländer Hochzeit?

Die Sprachanimateurinnen wurden durch Frau Roth und Frau Lüneberg unterstützt, die nicht nur erklärten, wie die Egerländer Hochzeit im 19. Jahrhundert ablief, sondern auch Spaß am Verkleiden und Darstellen förderten. Ein weiterer Höhepunkt der Aktion waren die selbst gestalteten großen Federbild-Collagen der Schüler, die unter der Leitung von Frau Klein entstanden sind und das „Erlebnis Museum“ kunstpädagogisch bereicherten.

Malen des Hintergrundes für die Federbildercollage.

Das Egerland-Museum freut sich auf viele weitere Besuche von neugierig gewordenen Schülern und Lehrern, die Interesse haben, sich mit der Egerländer Hochzeit oder den weiteren spannenden Themen zu beschäftigen. Da uns gerade die grenzüberschreitende Zusammenarbeit am Herzen liegt, sind tschechische Partnerklassen herzlich willkommen.

Weitere Impressionen:

Aus Ondrey wird Andreas. Beim ersten Kennenlernen werden durch die
Sprachanimateurin Frau Mantel tschechische Namen in deutsche und
deutsche in tschechische umbenannt.

Die Schüler betrachten den Hochzeitszug des Egerländer Brunnens, um später
die einzelnen Teilnehmer eines Egerländer Hochzeitszuges zu benennen.

Wer hat alles beim Hochzeitszug teilgenommen? Im Workshop gibt es Antwort
darauf.

Wer seinem Partner „wie zufällig“ bei der Trauung zuerst auf den Fuß trat, der
hatte die Oberherrschaft in der Ehe.

Die Schüler basteln Federbilder für eine Gesamtcollage.

Frau Piksova führt einige Begriffe auf deutscher und tschechischer Sprache zum Thema Egerländer Hochzeit ein.

Gruppenfoto der Hauptschule Bindlach ( 6. Klasse) und der gemischten Klasse
der Volksschule aus Meierhöfen (Dvory) bei Karlsbad.

Ein Memoryspiel zum Thema Hochzeitszug soll den Kindern spielerisch die Elemente eines Hochzeitszuges vermitteln.

Das museumspädagogische grenzüberschreitende Projekt „Schüler führen Schüler“ wird gefördert mit Mitteln der Europäischen Union aus dem Programm INTERREG IV/ Ziel 3. Unterstützung finden wir durch weitere Kooperationspartner wie den Deutsch-Tschechischen Jugendaustausch Tandem in Pilsen (Projekt „Aus Nachbarn werden Freunde“) und den Bezirksjugendring Oberfranken.

Jowita Maciejewski                                                              Volker Dittmar M.A.

Projektleiterin Museumspädagogik                                    Museumsleiter

Kontakt:
Egerland-Museum, Fikentscherstr. 24, 95615 Marktredwitz
Tel. 0 92 31 / 39 07
info@egerlandmuseum.de
Volker Dittmar M.A.
Museumsleiter