Tabakspfeife

“Geborgen und verborgen” – September 2008

Die Miltigauer Tabakspfeife

“Als ich vor vielen Jahren Ihr Museum besuchte, stellte ich mit Bedauern fest, dass zwar Tabakspfeifen ausgestellt waren, aber keine “Miltigauer”,, die einen sehr guten Ruf hatten”.

Mit diesem Schreiben traf im Egerland-Museum ein kleines Postpaket ein, dessen Inhalt eine originale Miltigauer Tabakspfeife war. Die Pfeife wurde inventarisiert und unter der Inventarnummer 17142 in den Bestand des Egerland-Museums aufgenommen.

Miltigauer Tabakspfeife
Birkenwurzelstock, Wacholderstämmchen, Büffelhorn Rotbraun lackiert, 1920er Jahre

Wie fand nun die Pfeifenherstellung Einzug in das Egerland? Anton Barth, der das Drechslerhandwerk in Wien erlernt hatte, ließ sich nach einigen Wanderjahren 1820 in Miltigau nieder. Er fertigte zunächst an der Fußdrehbank kleine Gebrauchsgegenstände wie Schalen, Büchsen und Pfeifenbestandteile an. Seine beiden Söhne Johann und Ferdinand schickte er nach Heinrichsgrün im Erzgebirge, damit sie dort bei Holzschnitzern die Kunst des Pfeifenkopfformens erlernten. Zurück in Miltigau stellten dann die Gebrüder Barth Holzpfeifen in einem einheitlichen Stil her und hüteten zudem ihr Geheimnis über die Zusammensetzung eines schönen, dauerhaften Lackes. Nach dem frühen Tod Ferdinands führte sein Bruder Johann mit seinen Söhnen den Betrieb weiter und bildete auch den Miltigauer Franz Egerer aus, so dass in den Jahren 1910 bis 1940 der gute Ruf der “Miltigauer Pfeifen” erweitert wurde. Der Pfeifendrechsler Franz Egerer erhielt 1924 bei der Gewerbeausstellung in Eger die Silberne Medaille für seine herausragenden Erzeugnisse.

Die “Miltigauer Pfeifen” waren aufgrund ihrer schönen Stil- und Farbeinheit, ihres guten Zuges und der Haltbarkeit bei den Pfeifenrauchern sehr beliebt. Als Material verwendete die Miltigauer Pfeifendrechsler für die Köpfchen und Abgüsse Teile von Birkenwurzelstöcken aus der Falkenauer Gegend, die aufgrund ihrer Zähigkeit Bohrungen standhielten. Die Röhren wurden aus Wacholderstämmchen gedreht, die Nüsschen und Spitzen aus schwarzem amerikanischem Büffelhorn selbst gedrechselt. Der Pfeifenraucher konnte zwischen unterschiedlichen Pfeifenformen wählen: Mit langen oder kurzen Köpfchen (Moppelform) oder mit in breiter zylindrischer Art. Die Vorderseite aller Pfeifen zierte eine reiche Maserung, ebenso dekorierte man die Pfeifen oft mit geschnitzten Monogrammen oder Ziermotiven. Der Abguss war im Formsatz helmartig spitz oder kurz gerundet und die fein geglätteten Teile wurden nach der Beizung mit gelb- oder rotbraunem Lack überzogen.

Josef Hofmann, Bauer im Kappl, 1820-1907

Die gespendete Tabakspfeife stammt aus dem Besitz des Pfeifenmachers Franz Egerer, der am 23. März 1874 in Miltigau geboren wurde. Er erlernte das Handwerk des Pfeifendrechslers bei der Familie Barth in Miltigau. Nach Teilnahme am 1.Weltkrieg, Verwundung und Verlust des linken Auges, arbeitete er als Pfeifenmacher in Miltigau. Franz Egerer starb im Frühjahr 1946 zu Beginn der Vertreibung.

Die “Miltigauer Tabakspfeife” steht exemplarisch für die vielen Spenden an das Egerland-Museum. Es soll ein Beispiel sein, dass das Museum nicht nur Trachten, Postkarten und vieles mehr in seinen Bestand aufnimmt, sondern auch Objekte wie zum Beispiel die Miltigauer Tabakspfeife.

Vielen Dank für ihre Spendenbereitschaft!

 

Carola Reul M.A.                                                Wissenschaftliche Mitarbeiterin des Egerland-Museums