Balzender Pfau – Kunstwerk des Monats Juli 2005

Egerländer Kunstgalerie Marktredwitz

Balzender Pfau - Kunstwerk des Monats Juli 2005

Faszinierende Tierwelt

Als Kunstwerk des Monats Juli 2005 stellen wir eine der insgesamt fünf Kleinplastiken von Seff Weidl, die in der Schausammlung der Egerländer Kunstgalerie gezeigt werden, vor. Die Kleinplastik aus Bronze stellt den Pfau dar. Sie ist um 1960 erstanden und weist eine Größe von 15 x 40 cm auf. Sie steht in thematischem Zusammenhang mit der ebenfalls in der Schausammlung gezeigten Bronze-Kleinplastik Balzender Pfau, die zehn Jahre früher entstanden ist.

Der Künstler verstand es, in seinen Plastiken das Erscheinungsbild des dargestellten Gegenstandes, seien es Menschen oder Tiere, auf die wesentlichen Formen zu reduzieren. Er sieht die Tiere als einen wichtigen Teil des Umfelds der Menschen, denen seine künstlerische Zuwendung vor allem gilt. Beim Pfau herrschen, sofern er nicht balzt, die gestreckte Körperform und die über-langen Schwanzfedern vor. Mit einer Wendung des Kopfes kommt er auf den Menschen zu, um mit ihm Kontakt aufzunehmen. Das Tier ist dann nicht in der sonst meist überschnellen Bewegung, sondern verhofft, um sich umzuschauen und auf eine Reaktion des Menschen zu warten. Mit dieser Eigenartigkeit gehört der Pfau in der Regel zu den geselligen Tieren, die sich gern in der Nähe von Menschen aufhalten und den Menschen in seinem bäuerlichen Alltag oder in dem Alltag in einem Park begleiten. Bei Weidl kommt  in der Wendung des Kopfes zum Betrachter und der Hervorhebung der Augen des Tieres  die eigenartige Verhaltensweise des Pfaus über-zeugend zum Ausdruck. Damit  erhält die Plastik zugleich eine besonders geartete Vitalität und Symbolik. So bildet auch diese Plastik einen wichtigen Bestandteil im Schaffen des Künstlers.

Seff Weidl ist 1915 in Eger geboren und 1972 in Inning am Ammersee verstorben. Er studiert von 1936 bis 1938 an der Akademie der Bildenden Künste in München. Seine Studien führen ihn nach Frankreich und Italien. Nach Kriegsdienst, Gefangenschaft und Vertreibung aus der Heimat lässt er sich in Kreuth am Tegernsee als freischaffender Künstler nieder. Er unternimmt Reisen in Europa und nach Afrika und Amerika. Bereits 1948 macht er seine erste Ausstellung mit dem Kunstverein in Stuttgart. 1950 erwirbt das Institut of Art in Chikago eine seiner Skulpturen. Er ist dann ständiger Gast in der Galerie Kleemann in New York und arbeitet für das Monterey Institut of Foreign Studies in  California.

Im Jahr 1955, also bereits im Alter von  40 Jahren, erhält Weidl den Förderpreis für Bildende Kunst der Sudetendeutschen Landsmannschaft. Er stellt in München, Frankfurt und Basel, aber auch in San Francisco und anderen Städten in den USA aus. Seff Weidl ist in dieser Zeit der am meisten beschäftigte Bildhauer in der Bundesrepublik. Er schafft Skulpturen für öffentliche Plätze und Gebäude in vielen Städten der USA und in den deutschen Städten Bonn, Bremen, Essen, Friedrichshafen, Hannover, Hamburg, Köln, Lübeck, München, Nürnberg, Regensburg und Ottobrunn. In Westerland auf Sylt stattet Weidl eine katholische Kirche mit Plastiken aus. 1968 verlegt Weidl sein Atelier nach München-Unterhaching, dann 1971 nach Inning am Ammersee, wo er kurz darauf im Alter von nur 57 Jahren verstirbt.

Seff Weidls Mosaiken, Großplastiken, Glasfenster und seine Kleinplastiken befinden  sich  in wichtigen Kunstsammlungen in der Bundesrepublik und den USA. Seff Weidl ist einer der bedeutendsten Vertreter der Bildenden Kunst aus dem Egerland, der mit seinen Werken einen sehr wichtigen Beitrag zur modernen Kunst geleistet hat. Anlässlich einer Ausstellung in San Francisco 1971 wurde geschrieben: „Seine plastischen Werke füllen in unseren Industriestädten die gähnende Leere der betonierten Straßenschluchten aus und verwandeln die Bauflächen in eine humanere Umwelt.“

Die Skulptur Pfau  befindet sich im Eigentum der Egerland-Kulturhaus-Stiftung Marktredwitz.

Hans-Achaz v. Lindenfels