Der Schlittschuhläufer – Kunstwerk des Monats April 2007
Egerländer Kunstgalerie Marktredwitz
Der Schlittschuhläufer (um 1930)
Die Bronzeplastik (Höhe 14,0 cm, Länge 17,5 cm) stellt einen Schlittschuhläufer oder genauer gesagt einen Eisschnellläufer dar. Die typische nach vorne gerichtete Körperhaltung, die hinter dem Rücken verschränkten Hände und der wohl einteilige Sportanzug lassen jedenfalls darauf schließen. Der Bildhauer Hugo Uher versteht es, mit seiner sicheren Formensprache das Wesentliche eines Menschen, in diesem Fall eines Sportlers, darzustellen. Indem er bewusst auf eine detaillierte Ausformung der Oberfläche verzichtet, lenkt er den Blick des Betrachters auf die athletische schemenhafte Gesamtwirkung der Figur. Damit steht der Schlittschuhläufer in einer Reihe weiterer Kleinplastiken Uhers, die sich dem Thema „Sport“ annehmen. So erhielt er bereits 1909 den Preis des Vereins deutscher bildender Künstler in Böhmen für die keramische Plastik „Rodler“. Bekannt sind auch seine Darstellungen eines Rennpferds mit Reiter, die er um 1925 in Porzellan ausführte. Man kann heute mutmaßen, ob die Wiederbelebung der Olympischen Spiele seit 1896 oder die Olympische Charta 1924, die den Sport als festen Bestandteil einer Gesellschaft definierte, den jungen Bildhauer für dieses Sujet inspirierte.
Hugo Uher wurde 1882 in Karlsbad geboren. Seine künstlerische Ausbildung erfuhr er an der keramischen Fachschule in Bechyn. Es folgten das Studium der Bildhauerei an der Kunstgewerbeschule in Prag. Nach weiteren Studien in Berlin und Rudolfstadt kehrte er schließlich wieder nach Prag an die Kunstakademie zurück. 1906 beendete er sein Kunststudium mit großem Erfolg. Sein erster großer Auftrag als freischaffender Künstler führte ihn nach Karlsbad, wo er für den bekannten Hotelier Karl Pupp ein Grabmal errichtete. Mittlerweile hatte er sich in seiner Heimatstadt ein eigenes Atelier eingerichtet. Nach dem Ersten Weltkrieg folgten etliche Arbeiten für Grabmäler und Gedenkstätten, wodurch er auch auf architektonischem Gebiet sein Können bewies. 1929 schuf er sein wohl bedeutendstes Werk, das Beethoven-Denkmal im Park am Fluss Tepl in Karlsbad. Neben dieser und vielen weiteren Großplastiken entstanden kleinformatige Figuren, Büsten sowie Aquarelle und Zeichnungen.
Obwohl Hugo Uher großen Erfolg als vielseitiger Künstler verbuchen konnte, blieb er zeitlebens ein bescheidener, bodenständiger und seiner Familie und Heimat zugewandter Mensch. Umso tragischer ist sein Schicksal am Ende des Zweiten Weltkriegs. Im Juni 1945 wurde er in seiner Wohnung von tschechischen Milizen verhaftet. Schließlich verstarb Hugo Uher wenige Monate später nach leidvoller Zeit im Gefängnis Prag-Pankraz.
Volker Dittmar M.A.