Die Glocke von Gfell

„”Geborgen und verborgen”  –  Juli 2010

Die Glocke von Gfell

“Franciscus Antonius Frank me fudet – Praga 1763”, so lautet die Inschrift einer Glocke, die sich seit kurzen im Bestand des Egerland-Museums in Marktredwitz befindet. Ursprünglich stammt die Bronzeglocke, die nachträglich mit dem Bildnis der Mutter Maria mit dem Jesuskind und mit St. Florian, den Schutzpatron der Feuerwehren verziert wurde, aus der kleinen Ortschaft Gfell bei Schlackenwerth. Dort befand sie sich zuerst vermutlich auf der Dorfkapelle beim Gfellner Schlösschen. Später wurde die Glocke auf dem Dachreiter des Hauses Nr. 9 versetzt, bis sie schließlich im Jahr 1907 ihre letzte Station auf dem neu errichteten Gemeindehaus, Feuerwehrmagazin Nr. 45 erhielt.

Bronzeglocke von Gfell, 1763
Neuzugang des Egerland-Museums Marktredwitz

Betrachtet man die Glocke, so werden Erinnerungen an die alte Heimat wach. Wehmütig glaubt man noch das dreimal tägliche Gebetsläuten der Dorfglocke zu hören, das einstündige Glockengeläut, das den Leichenzug durch die Ortschaft begleitete oder auch an den Klang der Dorfglocke, wenn sie bei Feldmessen, am Kriegerdenkmal und bei schweren Feuersbrünsten und Gewittern läutete.

Glücklicherweise hatte die Gfellner Dorfglocke zwei Weltkriege überstanden. Nur durch die Fürsprache des damaligen Gemeindevorstehers Wenzl Maneth, blieb die Gfellner Dorfglocke von der Konfiszierung im 1. Weltkrieg verschont und auch den 2. Weltkrieg überlebte die Glocke unbeschadet. Man erinnert sich, dass am 8. Mai 1945, am Tag der Kapitulation, die Glocke zum letzten Mal im Gfell  geläutet haben soll.

Aber was passierte mit der lieb gewonnenen Dorfglocke in den folgenden Jahren? Gfellner Bewohner, die im September 1946 ihr Dorf verlassen mussten, berichteten, dass sich zu dieser Zeit die Glocke noch auf dem Dachreiter des Gemeindehauses befand. Doch im Jahr 1972, bei dem ersten Besuch wieder in der alten Heimat, befand sich der Dachreiter mit Glocke nicht mehr auf dem Gemeindehaus. Ein schweres Unwetter hatte die Dorfglocke vom Dach gerissen, leicht beschädigt wurde sie daraufhin in das ehemalige Spritzen-Magazin untergestellt. Doch dann verlieren sich die Spuren der Gfellner Glocke. Erst nach 1990 begab sich der Ortsbetreuer der Heimatgemeinde Gfell, Herr Franz Maneth, wieder auf die Suche nach der verschwundenen Dorfglocke. Nach mehreren Hinweisen, aber auch durch die tatkräftige Unterstützung und Engagement von Frau Cibulkova, der Bürgermeisterin von Strelitz (Strelice), konnte die Glocke von Gfell wieder entdeckt und von der Kirchengemeinde Ostrov erworben werden. So gelangte die lang verschwundene Glocke am Karfreitag 2008, nach Abschluss des Schengener Abkommens, unbeschadet wieder in die Hände der Gfellner Dorfgemeinde.

Seit 17. Mai 2010 befindet sich nun die Glocke der Heimatgemeinde Gfell im Bestand des Egerland-Museums.

Übergabe der Gfellner Glocke am 17. Mai 2010 in Marktredwitz
Erich Lihl, Helene Cibulkova, Museumsleiter Volker Dittmar, Franz Maneth, Gemeindebetreuer von Gfell. (v.l.n.r)

Wir möchten uns recht herzlich bedanken für die nette und konstruktive Zusammenarbeit. Unser besonderer Dank gilt Herrn Franz Maneth, der mit Engagement und großer Einsatzbereitschaft dem  Egerland-Museum dieses wertvolle Objekt übergeben hat.

Nochmals vielen Dank!

Carola Reul M.A.

Egerland-Museum Marktredwitz

Öffnungszeiten:
Dienstag bis Sonntag, von 14:00 bis 17:00 Uhr