Tanz der Berggeister – Kunstwerk des Monats Juni 2003

Egerländer Kunstgalerie Marktredwitz

Phantasien des Geisterhaften und Übersinnlichen

Das Gemälde Tanz der Berggeister, 1966, Öl auf Leinwand, 60 x 80 cm, gehört zu den Werken des Malers und Grafikers Maximilian Hüttisch, mit denen er sich von der figürlichen Darstellung löst und in bizarren Formen und intensiven Farbkombinationen transzendente Themen aufgreift. Aus diesen Werken wurde bereits im Januar 2003 das Gemälde Sprechender Baum, 1966, als Kunstwerk des Monats vorgestellt.

In Tanz der Berggeister besteht die das Gemälde beherrschende Farbkombination aus den drei Farben Rot, Braun und Schwarz. Diese Farben erzeugen in ihrer Kombination eine Stimmung eines nächtlichen Phantasieraums. In ihm werden Geister, die zugleich Ängste erzeugen, eingefangen. Die dazu verwendeten Formen sind bizarr. Nur stellenweise sind Formen menschenähnlicher Körperteile erkennbar. Mit den Formen und dem Wechselspiel der Farben wird schwingende Bewegung, wie bei einem wiegenden Tanz, durch das gesamte Bild erzeugt. Am linken Bildrand ist eine schemenhafte Gestalt angedeutet, die sich im Tanz zur Mitte des Bildes hin zu bewegen scheint. Die Formen der Bewegung überdecken ähnlich bewegte Formen im Hi9ntergrund, wie wenn sich beide im gleichen Rhythmus bewegten. In der Bildmitte dehnt sich der Raum in eine unendliche Weite nach hinten. Dieser Eindruck wird noch durch eine bizarre Kopfform am unteren Bildrand verstärkt. Es entsteht so der Eindruck einer großen Tiefe des Dargestellten. Der rechte Bildrand wird durch stark bewegte Formen, die über den Bildrand hinaus zu drängen scheinen, beherrscht. Alles bleibt in der Andeutung, geisterhaft. Lediglich die Bewegung und der einem Tanz ähnliche Schwung sind durch die gesamte Darstellung konstant.

Mit dem Gemälde offenbart der Künstler offensichtlich wichtige Aspekte seiner von der Wirklichkeit gelösten Phantasienwelt. Sie offenbart menschliche Ängste und Aggressivität, die mit der beschwingten Bewegung nach Harmonie streben. Damit gelingt dem Künstler eine wichtige Aussage über das Menschliche und über das Über-sinnliche, das Transzendente. Auch in diesem Werk ist mit dem malerischen Duktus die Nähe zu Expressionisten wie Ludwig Meidner und Oskar Kokoschka spürbar.

Maximilian Hüttisch ist 1911 in St. Joachimsthal geboren. Nach einer Lehre als Porzellanmaler, Graveur und Musterzeichner besucht er die Staatsfachschule für Porzellanmacher in Karlsbad und anschließend die Höhere Kunstgewerbeschule in Prag. Dort studiert er an der Kunstakademie und wird Meisterschüler von Professor Nowak. Bei Oskar Kokoschka besucht er Abendseminare. Neben seiner freiberuflichen Tätigkeit ist Hüttisch von 1939 an dann im Schuldienst in Asch und in Prag tätig und leitet Lehrgänge für bildende und angewandte Kunst. 1942 wird er zum Militärdienst eingezogen. Mit der Vertreibung verliert er sein gesamtes bis dahin entstandenes künstlerisches Werk.

Nach der Vertreibung kommt er nach München und beginnt erneut mit freiberuflicher Tätigkeit neben einer Anstellung beim Münchner Stadtanzeiger. Er bietet dann an der Volkshochschule München Kurse für angewandte und bildende Kunst an. Er ist 1961 bis 1974  Kunsterzieher am Gymnasium in Alsfeld in Hessen behält aber sein Atelier in München und arbeitet dort als freischaffender Künstler. Es entstehen in dieser Zeit vor allem Federzeichnungen mit heimatlichen Motiven, aber auch zahlreiche Städteansichten und Porträts. Mit breiter Pinselführung, surrealen, mythischen und mystischen Elementen bannt der Künstler die uralten Ängste und Sehnsüchte, die den aufgeklärten Menschen des 20. Jahrhunderts immer noch bewegen, auf die Leinwand.

Hüttisch beteiligt sich an zahlreichen Ausstellungen in der Tschechoslowakei, in Deutschland und Österreich, dann in Mittelengland, Dänemark und Frankreich, sowie in Italien und in den USA. Hüttisch erhält vor allem mit seinem zeichnerischen Werk Anerkennung, was durch die ihm verliehnen Preise belegt wird: Insignien-Preis der Karlsuniversität Prag (1937), Preis der Prager Kunstakademie (1939), Gran Premio della Citta Eterna Roma (1972), Offiziers-Diplom der Gesellschaft Encouragement Public Paris (1976), Goldene Palme der Schönen Künste (1976), Medaille des Grand Prix Humanitaire de France (1977), Plakette der Seliger-Gemeinde (1981), Kulturpreis der Sudetendeutschen Landsmannschaft für die Bildende Kunst (1986), Medaille „München leuchtet“ der Stadt München (1986), „Ehrenbürgerschaft“ des Heimatkreises St. Joachimsthal.

Maximilian Hüttisch verstirbt 1988 in München. Nach seinem  Tod  wird  dem  Künstler  im Kulturhaus von St. Joachimsthal eine Einzelausstellung ausgerichtet. Das Kunstwerk des Monats ist eine Leihgabe der Witwe des Künstlers, Gisela Hüttisch, München.

Hans-Achaz v. Lindenfels