Christkindl – geliebt, verehrt, geholfen

Vom 25.11.2021 bis 27.03.2022

Die Verehrung der Kindheit Jesu hat eine über tausendjährige Tradition. Am bekanntesten ist die Christgeburt, bei der das Jesuskind zusammen mit Maria, Josef, Ochse und Esel sowie Engeln, Hirten und Königen dargestellt wird. Schließlich erscheint ab dem 16. Jahrhundert das „Christkindl“ als Einzelfigur von seinem Umfeld losgelöst.

Schönborn Jesulein, 17. Jahrhundert

 

Zur Verehrung wird es in Kirchen auf Altären oder im Privatbereich in besonderen Nischen und Hausaltären aufgestellt. Überwiegend wurde das Jesulein aus Wachs geformt, aus Holz oder seltener aus Elfenbein geschnitzt und in wertvolle Kleider gehüllt. Meist ist die rechte Hand zum Segen erhoben. In der Linken kann es die Weltkugel oder den Reichsapfel halten. Lockenperücke und Krönlein betonen die Rolle als kindlicher Herrscher. So eroberte das „Christkindl“ seit dem Spätmittelalter ganz Europa. 

Augustinerkindl im Schrein, 18. Jahrhundert

 

Legenden von wundertätigen Ereignissen und Heilungen lassen zahlreiche Wallfahrten zum wundertätigen Jesuskind“ entstehen. Damit wandelte sich die Figur zum berühmten Gnadenbild, das bis heute unzählige Male kopiert und verehrt wird. Vor der Säkularisation 1803 waren in Deutschland und den angrenzenden Ländern mehr als 50 dieser Wallfahrtsorte bekannt.

Prager Jesulein, 18. Jahrhundert

 

„Wachs, Gold, Silber, edle Steine und Stoffe“

 

In der Barockzeit hielten Pracht und Prunk in der Liturgie Einzug. Das Wallfahrtswesen wurde neu belebt und der Heiligen- und Reliquienkult gefördert. Zunächst beschränkte sich die Verehrung des Jesuskindes als „Trösterlein“ und „Seelen-Bräutigam“ auf die Frauenklöster. Im 17. und 18. Jahrhundert hielt der Brauch auch Einzug in den bürgerlichen und bäuerlichen Bereich. So wurden bekannte und wundertätige Christkindlfiguren als „anberührte“, beglaubigte“ Kopien zu Hause aufgestellt. Durch Verwendung von Wachs, Glasaugen und echten Haaren wirkten die Kinder immer naturgetreuer. Oft besaßen sie mehrere kostbare Bekleidungen. Die Seiden- und Samtstoffe wurden aufwändig mit Gold- und Silberdrahtarbeiten verziert. 

Augustiner Fatschenkind von Rosi Bauer

 

Zur Ausstellung im Egerland-Museum

 

Viele dieser Jesuskinder sind heute in Vergessenheit geraten. Etliche wurden Rosi Bauer und dem Christkindl-Wallfahrts-Museum in Siegsdorf übereignet. Hier werden diese Schätze der Volksfrömmigkeit ausgestellt und ihre Bedeutung für Wallfahrt und Andacht vermittelt. Das Christkindl-Wallfahrts-Museum in Siegsdorf hat dem Egerland-Museum eine Auswahl von zum Teil sehr alten und wertvollen Jesulein als Leihgaben zur Verfügung gestellt.

Bethlehemitisches Jesuskind im Schrein, 18./19. Jahrhundert

 

In der Marktredwitzer Ausstellung sind mehr als 40 Gnadenbildkopien vertreten, darunter das berühmte Prager Jesulein, Augustiner Kindl oder Salzburger Loretokindl. Eng mit den wertvollen Stücken verbunden sind deren Entstehungslegenden, Wallfahrten, Votivgaben und Wallfahrtsandenken.

Augustiner Kindl, 18./19. Jahrhundert

 

Die kostbaren „Christkindl“ sind aufwändig verziert. Dabei kamen Techniken zum Tragen, die bei der Herstellung von „Klosterarbeiten“ bekannt sind. Zu sehen sind edle und wertvolle Materialien wie Gold- und Silberdraht, Goldlahn, Goldbouillon, Stoffe wie Brokat, Samt, Seide und Lamé, Pergament, Wachs, geschliffene Steine, Perlen oder Pailletten. Heute finden diese filigranen und kunstreichen Handarbeiten immer mehr Anklang. So fertigen nicht nur in den Klöstern geschickte Hände prachtvolle Barockornamente in einer Vielfalt der Formen und Farben. Als Vorbilder dienen beispielsweise die barocken Klosterarbeiten des Laienbruders Adalbert Eder (1707- 1777) in der Basilika Waldsassen. Rosi Bauer aus Siegsdorf hat sich seit den 1970er Jahren damit auseinandergesetzt und versteht sich darauf, diese prachtvollen Motive Eders zu kopieren. Ein Grund mehr, um diese „Meisterin“ der Klosterarbeit und ihre „Himmelswerkstatt“ vorzustellen.

„Sternstunden-Jesulein“ von Rosi Bauer, 1993

 

Rosi Bauer – „Sammlerin aus Leidenschaft, Restauratorin aus Erfahrung und Kunsthandwerkerin zu Ehren der Jesuskinder“

Ein besonders großer Verdienst von Rosi Bauer liegt in der Gründung, im Aufbau und Betrieb des Christkindl-Wallfahrts-Museums in ihrem Heimatort Siegsdorf im Landkreis Traunstein in Südbayern. Hunderte wertvoller Exponate wurden im Laufe der Jahre in ihre Hände gelegt, damit sie der Öffentlichkeit präsentiert werden. Und so widmet sich Rosi Bauer seit Jahrzehnten in ihrer „Himmelswerkstatt“ der Reparatur, Restaurierung und Neuanfertigung von Wachsarbeiten, Klosterarbeiten, Fatschenkindern oder bekleideten Krippenfiguren. Unter ihren zahlreichen Auftraggebern sind namhafte Klöster, Kirchen, Museen und Diözesen.

Prager Jesulein, Mitte 18. Jahrhundert

 

Als Autodidaktin verfügt Rosie Bauer im Bereich der historischen Handarbeitstechniken über ein hohes fachliches und praktisches Können. Meisterlich fertigt sie nach alten Vorbildern filigrane Klosterarbeiten wie einst ihr großes Vorbild, der Waldsassener Laienbruder Adalbert Eder. In einem weiteren Spezialgebiet widmet sich Rosi Bauer der Herstellung von Christbaumschmuck nach historischen Vorbildern. Ob Gablonzer Christbaumspitzen und Sterne oder Wattefiguren und Oblaten-Engel: Vieles was um 1900 beliebt war, können Besucher im Egerland-Museum bestaunen und sogar kaufen.  

Musterkasten für Klosterarbeiten, Ziertechniken von Rosi Bauer

 

„Schmetterling“, Klosterarbeit von Rosi Bauer, nach Techniken von Adalbert Eder

 

Christbaumschmuck, Wattefiguren nach historischen Vorbildern von Rosi Bauer

 

Flyer zum Herunterladen.

 

Alle Fotos von Florian Miedl.

 

„Christkindl – geliebt, verehrt, geholfen“

 Eine Ausstellung des Egerland-Museums in Kooperation mit Rosi Bauer und dem Christkindl-Wallfahrts-Museum in Siegsdorf.

Öffnungszeiten:
Dienstag bis Sonntag, von 14:00 bis 17:00 Uhr

Erweiterte Öffnungszeiten:
Während das Marktredwitzer Adventsmarktes am Angerplatz
Der Adventsmarkt wurde abgesagt!

Vom 26.12.2021 bis 09.01.2022:
Montag bis Sonntag, von 10:00 bis 18:00 Uhr
Geschlossen am 24., 25. und 31.12.2021

Andere Öffnungszeiten für Gruppen sind nach telefonischer Anmeldung möglich.

 

Ein Nachmittag für Leib und Seele – Advent so schön wie früher“

Zum Staunen und Mitmachen im Egerland-Museum

am 12. Dezember 2021, 13 bis 19 Uhr

Wurde ebenfalls abgesagt!

Kontakt:

Egerland-Museum
Fikentscherstr. 24, 95615 Marktredwitz
Tel.: +49 (0) 92 31 39 07
info@egerlandmuseum.de
www.egerlandmuseum.de

 

 

Die Ausstellung wird gefördert durch: