Gold gab ich für Eisen

“Geborgen und verborgen” –  Februar 2011

“Gold gab ich für Eisen”

Etwas unscheinbar liegt ein schmaler Fingerring aus Eisen zwischen prachtvoll gearbeiteten Huasnoantoutaran und Silbergehängen, verziert mit dem Maria-Theresia-Taler und böhmischen Granaten, zwischen “Läuwl”-Broschen und silbernen Finger- und Ohrringen. Betrachtet man unseren Trauring etwas genauer, so kann man entlang des Reifens die Aufschrift: “Gold gab ich für Eisen 1914 D. Volksr. f. B.” entziffern.

“Gold gab ich für Eisen” war ein Werbeslogan, der in Kriegszeiten dazu aufrief, Gold und Schmuck zur Kriegsfinanzierung zu spenden. Im Gegenzug erhielt der Spender Erinnerungsstücke aus Eisen.

Die Sammelaktion in der Zeit des Deutschen Reiches, die zur Unterstützung der Kriegsfinanzierung im Verlauf des Ersten Weltkrieges (1914-1918) ins Leben gerufen wurde, hatte bereits einen Vorläufer während des Befreiungskrieges 1813. Damals richtete Prinzessin Marianne zu Preußen an alle Frauen Preußens den Appell, ihren Goldschmuck abzugeben um im Austausch dafür eine Eisenbrosche oder einen Ring mit der Aufschrift „”Gold gab ich für Eisen” zu erhalten.

Trauring “Gold gab ich für Eisen 1914 D. Volks. f .B.”, Eisen, (Inv. Nr. 835),
Bestand des Egerland-Museums Marktredwitz

Im Jahr 1916 griff man diese Idee wieder auf und ergänzte die Aufschrift zum Teil mit der Symbolik des Eisernen Kreuzes. Trauringe, Broschen und Schmuckringe wurden eingesammelt und gegen wertloses Eisen ausgetauscht. Auch wenn dieser Sammelaufruf freiwillig war, wurde doch ein erheblicher sozialer Druck auf die Bürgerinnen und Bürger des Deutschen Reiches ausgeübt, sich an dieser Aktion zu beteiligen. Es galt als patriotische Pflicht und die soziale Kontrolle der Beteiligung gestaltete sich als sehr einfach: Wer den eisernen Schmuck trug, erwies sich als Patriot und leistete somit seinen persönlichen Einsatz bei der Unterstützung des Krieges. Wer weiterhin Gold trug, verlor an Reputation.

Nicht nur Privatpersonen, sondern auch Institutionen waren aufgerufen, Gold gegen Eisen zu tauschen. Das betraf auch das Vermögen von Vereinen, Kirchengemeinschaften und staatlichen Stellen.

Ab 1916 überreichte die Reichsbank eine Medaille für die Abgabe von Schmuck oder den Tausch von Gold gegen Papiergeld. Die Medaillen, die aus geschwärztem Eisen bestanden, wurden in zahlreichen Varianten und in sehr hohen Auflagen herausgegeben.

Der Trauring mit der Aufschrift “Gold gab ich für Eisen”, welcher unter Nummer 835 im Bestand des Egerland-Museums inventarisiert ist, könnte uns sicherlich eine interessante Geschichte erzählen. Doch leider wurde er ohne biographische Daten und Informationen an das Egerland-Museum übergeben.

Carola Reul M.A.

Egerland-Museum Marktredwitz

Öffnungszeiten:
Dienstag bis Sonntag, von 14:00 bis 17:00 Uhr