Böhmische Harfenmädchen

Virtuelle Zeitreise im Egerland-Museum – Teil 4

 

Die Bewohner des böhmischen Erzgebirges waren seit dem 18. Jahrhundert als Wandermusikanten bekannt. In kleineren Gruppen reisten sie meist mit Harfen und Geigen durch ganz Europa, später auch nach Asien, Amerika und Australien.

Besonders im böhmischen Teil des Erzgebirges herrschte im 19. Jahrhundert wegen des Niedergangs des Bergbaus bittere Not. So entschlossen sich junge Frauen, auf Musikreise zu gehen, um damit den Lebensunterhalt zu bestreiten. Sie zogen oft alleine oder zu zweit los und spielten mit ihren Harfen dort, wo etwas zu verdienen war. Viele von ihnen stammten aus dem nordwestböhmischen Preßnitz, dem heutigen Přísečnice.

Preßnitzer Harfenistin

Die Zahl der böhmischen Harfenmädchen, die durch Europa wanderten, stieg stetig an. Sie spielten auf Jahrmärkten, Hochzeiten und Kirchweihfesten, in Wirtshäusern und Biergärten. „Was wäre die Leipziger Messe ohne Harfenmädchen und Straßenmusik“ hieß es in einem Journal von 1868. Und bald schrieben auch berühmte Schriftsteller über sie. So lässt Karl May in seinem Buch „Von Bagdad nach Stambul“ zwei Preßnitzer Harfenmädchen in Damaskus auftreten. Die Musik der Harfenistinnen war überall beliebt. Und wenn jemand den traurigen Volksweisen oder den lustigen Liedern der Harfenistinnen lauschte, dann könnte er sich wohl gedacht haben: „Aus Böhmen kommt die Musik“.